Zeitreise 1922 bis 2007        

        

  

1920er Jahre
 

Obernau 1922: Clemens Fischer, Eugen Reichert, Josef Schweinbenz, Josef Reichert, Johannes Schweinbenz, Josef  Kienzle und Richard Schweinbenz gründen den Musikverein Obernau.

Vier Jahre nach Ende des 1. Weltkrieges und unmittelbar vor der ersten Inflation im Jahre 1922, liegt die Geburtsstunde des Musikverein Obernau. Sieben musikbegeisterte junge Männer im Alter von 14 bis 20 Jahren haben sich damals zusammen gefunden und den Musikverein Obernau ins Leben gerufen. In dieser inflationsreichen Zeit war die Gründung nur mit Hilfe der Eltern und musikliebenden Förderern möglich. Einiges Stück Vieh musste verkauft werden, um geeignete Instrumente zu beschaffen. Wie enorm die finanzielle Belastungen waren, kann man daran erkennen, dass ein gebrauchtes Piston damals 365.000 Reichsmark kostete.

Ein Mann war der Geburtshelfer, der die ihm mit aller Begeisterung für das schöne Ideal folgenden Musiker über jede Schwierigkeit hinwegzuführen verstand. Moritz Bengel aus Rottenburg, der Vater des späteren Bundesdirigenten Karl Bengel. Seine strenge Schule trug bald die erwarteten Früchte. Und so kam es, dass sich die Zahl der Mitglieder schnell auf 16 erhöhte.

Mit Erfolg beteiligte sich die Kapelle, nun von dem damals  erst vierzehnjährigen Karl Bengel dirigiert, an Wertungsspielen in Kirchheim und Böblingen. Ein 1 A und ein 1 B Preis waren der Lohn. Am Pfingstmontag, den 28. Mai 1928, nahm der Musikverein mit 14 aktiven Musikern am Wertungsspiel in Göttelfingen teil. Unter 21 Musikkapellen hinterließen die Musiker mit dem Stück "Milauesse" einen sehr guten Eindruck. Der Lohn waren 78 Punkte und somit einen Preis 1C in der Unterstufe.

Nach Karl Bengel übernahm Clemens Fischer, bis zur kriegsbedingten Auflösung des Vereines, den Dirigentenstab. Die Dirigenten selbst wurden mit dem bezahlt, was Haus und Hof hergaben: Kartoffeln, Obst, Gemüse usw.
 

Gründungsfest 1927


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1927 fand das Gründungsfest des Musikverein Obernau statt. Durch dieses Musikfest rührte sich der Gedanke für die Musik im kleinen Dorf Obernau wesentlich mehr als bisher. Leider wirkte sich nun der in der Gemeinde aufkommende Vereinsdualismus zwischen Gesang- und Musikverein nachteilig auf die weitere günstige Entwicklung des Musikverein aus. Erst eine durchgeführte „Säuberung“ brachte den Verein zum weiteren Blühen.
 

Die nie versagende Freude und Liebe zur Musik befähigte die kleine Schar von Idealisten dazu, die ständigen finanziellen Sorgen zu überwinden. Durch Spiel bei vielen Tanzveranstaltungen in Schwalldorf und in Isenburg im „Grünen Baum“, sowie durch Unterhaltung bei Hochzeiten, konnte immer wieder soviel verdient werden, damit Instrumente beschafft und instandgehalten werden konnten.
Auch gemeindlichen und kirchlichen Zwecken stellte sich die Kapelle zur Verfügung, um das Kulturgut Musik im Dorfleben zu fördern. In den folgenden Jahren entwickelte sich die musikalisch gut geschulte Kameradschaft, auch nach der geselligen hin aufs Schönste.
 

Die innen- und außenpolitischen Verhältnisse sollten jedoch auch beim Musikverein Obernau ihren Niederschlag finden. Durch Arbeitsdienst- und Kriegsdienstpflicht einiger Mitglieder, löste sich der Verein 1938 zwangsläufig auf. Der Krieg sowie die Nachkriegszeit rissen spürbare Lücken in die Reihen der aktiven Spieler. So weilte nach dem Krieg das ehemalige Es-Horn Duett Franz Schweinbenz und Alfons Kienzle nicht mehr unter den Musikern.
 


 

Bereits 1947 bemühten sich bewährte Musiker, um den damaligen Vorstand Josef Schweinbenz, Obmann, wieder um eine aktionsfähige Kapelle. In einer Zeit in der Brotkarten,  Fleischkarten, Textilkarten das Leben bestimmte, war dies wahrlich kein leichtes Unterfangen. Am 18.02.1948 wurde die Wiedergründung des Musikverein Obernau und somit der Beitritt zum Volksmusikverband Württemberg - Hohenzollern vollzogen.
In einer Vollversammlung der wieder zusammengetretenen Musikkameradschaft, wurden folgende Beschlüsse angenommen und durch die Unterschrift aller Angehörigen bestätigt:

1.    Jeder neu hinzugekommene Angehörige leistet einen einmaligen Beitrag von 35 Reichsmark,
der je nach Leistungsfähigkeit innerhalb von 2 Monaten an den Kassenwart zu entrichten ist.
2.    Jeder Angehörige der Kameradschaft leistet zur Deckung laufender Ausgaben einen monatlichen Beitrag von einer Reichsmark, der jeweils in der ersten Probe des Monats ohne Aufforderung an den Kassenwart zu leisten ist.
3.    Als Kassenwart wurde der Kaufmann Alois Hermann einstimmig gewählt der ab sofort die Geschäfte übernimmt.
4.    Jeder Angehörige verpflichtet sich, die Interessen der Kameradschaft zu wahren und Ihre Entwicklung und Leistungsfähigkeit nach Kräften zu fördern.
5.    Es ist Ehrensache jedes einzelnen Angehörigen, seine Mitgliedschaft der Kameradschaft zu erhalten und nicht ohne dringenden Grund seine aktive Mitarbeit niederzulegen.

Kurz nach der Währungsreform, in der jeder Bürger 40 DM erhielt, hatte der Musikverein Obernau beim Festumzug in Bühl seinen ersten offiziellen  Auftritt. 

Mit einem LKW der Firma Löwensprudel fuhr Buchdrucker Josef Schweinbenz seine Musikkameraden in den nächsten Jahren zu den Festauftritten. Auf Sprudelkisten sitzend und teilweise stehend war dies bei den Rückfahrten oft eine gefährliche Angelegenheit. Nicht nur Hubert Hebe verbog es das Es-Horn, sondern auch andere Blechschäden waren an der Tagesordnung. Vermutlich nahmen die Musiker Ihren damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss beim Wort und beteten an solchen Tagen fleißig. Getreu dem Motto: "Bier saufen ist Sünde, Bier trinken ist beten. Kommt lasset uns beten." Um den herrlichen Gerstensaft weiterhin auf den Festern genießen zu können, schloss der Musikverein daraufhin eine Instrumentenversicherung ab.
Das Geld für Neubeschaffungen verdiente der Musikverein mit Theateraufführungen. Mehrere Auftritte fanden in Obernau in der „Krone“, sowie in Pfronstetten in der „Rose“ statt.
Eine weitere Einnahmequelle war der Eintritt eines jeden Aktiven in den Musikverein. Nach der Währungsreform musste man 25 DM berappen, wollte man im Musikverein Obernau aktiv mitwirken.
Hubert Hebe war der letzte Musiker, der diese Eintrittsgebühr zahlen musste. Bei einem Wochenlohn von 12,50 DM war dies wahrlich kein Zuckerschlecken.
Ein Höhepunkt in dieser Zeit, war mit Sicherheit das Jubiläumsfest 1952, für das eigens Uniformen angefertigt wurden. 
  

1952

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einiges an Stoff lieferte damals der Textilhändler Eugen Teufel. Die Uniformen selbst mussten jedoch von Hand genäht werden. Mit einem großen Festbankett, an dem die Musikkapellen Entringen und Seebronn, sowie der Gesangverein Bad Niedernau und der Kirchenchor Obernau mitwirkten, eröffnete der Musikverein Obernau im Schlossgarten sein 30-jähriges Jubiläum. Beim Festgottesdienst am Sonntagmorgen legte Pfarrer Kupferschmied seiner Festpredigt folgende Worte zugrunde: "Gott hat Dein leben komponiert - spiele Du die Melodie deines Leben klangrein und schön".
Bei strahlendem Sonnenschein sah man beim Festumzug, angeführt von der Stadtkapelle Rottenburg unter Musikdirektor Karl Bengel, 20 Musikkapellen, 4 Gesangvereine, zwei Wagen mit Ehrengästen und einen Wagen mit Festdamen. Allerdings waren diese Jahre auch Jahre der Konflikte und Spannungen.

Beim Jubiläumsfest, bei dem das Rottenburger Hirschbräubier und die Rote Wurst fünfzig Pfennige kostete, erwirtschaftete der Musikverein rund 3200 DM. Für damalige Zeiten sehr viel Geld. Kassier Oskar Schweinbenz musste sich einige Beleidigungen gefallen lassen, da er nicht gewillt war, einigen Musikern Geld für private Dinge zu borgen. "Nicht einmal eine Flasche Wein, die noch vom Fest übrig war, rückte der Oskar aus seinem Keller", so ein damaliger Musikant. Die Streitereien gipfelten mit dem legendären Plakatanschlag am Dorfbrunnen. "Freitag Probe ohne Küferle". Somit wurde Oskar Schweinbenz und die Seinigen aufgefordert, nicht an der Musikprobe teilzunehmen. Vereinsaustritte und Streitereien waren die Folge.

"Ein Abend, an dem sich alle Anwesenden völlig einig sind, ist ein verlorener Abend". Diese Aussage von Albert Einstein nahmen etliche Musiker bei einer Generalversammlung im Gasthaus „Rössle“ wohl wörtlich. So konnte sich ein Musikkamerad nur durch einen beherzten Sprung aus dem Fenster des 1. Stock, in Sicherheit bringen.

In den 50-iger und auch in den 60-iger Jahren, gab es nicht nur innerhalb des Musikverein, was auch den häufigen Wechsel des ersten Vorstandes erklärt, sondern auch zwischen den verschiedenen Vereinen, Querelen. So besaß, obwohl das Geld damals ziemlich knapp war, der Musikverein und der Gesangverein jeweils eine eigene Bühne für Theaterauftritte.

Musikalisch hingegen ging es nach dem Krieg aufwärts.
Die ersten Proben wurden in der Wohnung von Josef Schweinbenz abgehalten. Später stellte die Gemeinde das Schullokal zur Verfügung.

Den Dirigentenstab führte bis 1950 Richard Schweinbenz. In dieser Zeit stieß der ehemalige Militärmusiker Herbert Schmid als Waldhornspieler zur Kapelle. Im März 1950 übernahm dieser den Dirigentenposten, sowie die Ausbildung im Musikverein Obernau. In der Küche des Dirigenten Herbert Schmid genossen die Zöglinge im Vergleich zu heute eine relativ einfache Ausbildung. Wie motiviert die aktiven Musiker jedoch waren kann man daran erkennen, dass im selbigen Jahr 107 Musikproben abgehalten wurden.

Auch aus diesem Grunde stellten sich rasch Erfolge ein. In zahlreichen Wertungsspielen wie z.B. in Weitingen oder Dußlingen, erreichte der Musikverein Obernau Höchstnoten in der Oberstufe. Die Krönung der unermüdlichen Arbeit des Dirigenten und der Musiker, war die Teilnahme am Wertungspiel in der Oberstufe am Bundesmusikfest 1958 in Ravensburg. Der Musikverein zeichnete sich mit einer hervorragenden Leistung unter stärkster Konkurrenz, meist Stadtkapellen sowie ausländische Gastvereine, aus. Vor einem international besetztem Wertungsgericht spielte die Kapelle unter der Stabführung ihres Dirigenten Herbert Schmid, die Suite "Zomerland" von Piet v. Meyer und erhielt für ihre Darbietung einen hervor-ragenden ersten Rang.
  

Nachdem Alois Hermann die Kapelle übergangsweise dirigierte, übernahm Willi Vohrer aus Reutlingen 1960 den Dirigentenstab.

Das Kreismusikfest 1963 unter Vorstand und späteren Bezirksvorsitzenden Moritz Geiger, war ein voller Erfolg.
Unter Willi Vohrer eröffnete die Jubelkapelle vor zahlreichen Ehrengästen mit den Musikstücken "Feierliches Bläserspiel" und "Le Retour au beau Vallon" das Festbankett. Den weiteren Reigen für das musikalische Programm eröffnete unsere Patenkapelle, der Musikverein Kiebingen. Zum Schluss spielte die Bauernkapelle Dettenhausen mit flotten Weisen zum Tanz auf. Ein Festumzug von 16 Vereinen, durch das im Festschmuck prangende Dorf, wurde mit viel Beifall bedacht. Der Massenchor, unter der Leitung des damaligen Bezirksdirigenten Karl Bengel, ließen die "Sonata dolente" von Gruber, sowie die "Sarabande für Bläser" von Kade machtvoll und für die Volksmusik demonstrierend klingen. Mit einem Kinderfestzug beendete der Musikverein sein vierzigjähriges Jubiläum.

Im gleichen Jahr schaffte sich der Musikverein neue Uniformen an. Bei der Firma Gustav Digel wurden zuerst einmal 17 Uniformen für je 167,50 DM gekauft.

Zwei weitere Höhepunkte sollten in diesem Jahr noch folgen. Am 22. September 1963 nahm der Musikverein am Umzug beim Cannstatter Volksfest, verbunden mit dem landwirtschaftlichen Hauptfest, teil. Da der Verein für jeden Musiker 15 DM vom Veranstalter erhielt und an jeden Musiker lediglich 5 DM auszahlte, führte dieser Auftritt allerdings zu zahlreichen  und unschönen Diskussionen.

Der zweite Höhepunkt war das traditionelle Fußballspiel zwischen dem Musikverein und Sportverein. In einer Klassepartie setzte sich der Musikverein mit 2:1 durch. Da der Musikverein traditionell sehr gute Fußballer in seinen Reihen hatte, konnten solche Erfolge in der Zukunft wiederholt werden.

Der Höhepunkt in diesem Jahrzehnt fand allerdings ein Jahr später statt. Es war das Freundschaftstreffen namhafter Kapellen, das im Jahre 1964 in Obernau stattfand.

Die Stadtkapelle Bad Waldsee, bekannt als die Spitzenkapelle der Oberstufe des oberschwäbischen Raumes wurde erwartet. In einem Pressebericht wurde das musikalische Können dieses Orchesters folgendermaßen beschrieben: "Unter Professor Liebermann bietet die Kapelle ein Programm ganz besonderer Art.: Werke neuester Tonschöpfer, wiedergegeben von einem Klangkörper, wie ihn eine Dorfkapelle niemals auf die Beine stellen kann." Die Beziehungen zur Stadtkapelle kamen über einen gebürtigen Obernauer, Konstantin Hebe, damals 2. Vorsitzender in Bad Waldsee, zustande.

Der eigentliche Anlass für dieses Freundschaftstreffen war aber der Besuch des Musikverein Melomania Obernau am Main bei Aschaffenburg. Die Vorstände Moritz Geiger Obernau am Neckar und Johannes Fischer, Obernau am Main, legten den Grundstein für eine tiefe, freundschaftliche Beziehung, die heute noch durch rege gegenseitige Aktivitäten gepflegt wird.

Beide Vereine, der Musikverein Melomania Obernau am Main und die Stadtkapelle Bad Waldsee, trafen am Samstagabend in unserem Dorf ein. Dank des Entgegenkommens der hiesigen Einwohnerschaft, konnten alle Gäste privat untergebracht werden. Lediglich zehn Musiker wurden in einem Massenquartier bei der Firma Löwensprudel einquartiert.

Der Höhepunkt, in dem mit Wappen von Obernau a. N. , Obernau a. M. sowie Bad Waldsee verziertem Festzelt, war der gemeinsame Auftritt aller drei Vereine. Unter der Stabführung von Ehrengast Baron von Rassler spielten die Kapellen den vom Publikum viel umjubelten Alte-Kameraden-Marsch von Carl Teike. Nachdem die Stadtkapelle Bad Waldsee sich bereits am Sonntagmorgen verabschiedete, begeisterten die „Melomanen“ vom Main die Gäste beim Frühschoppenkonzert und Festumzug. In diesen zwei Tagen hatten sich gute kameradschaftliche Bande geknüpft die, was damals wohl keiner glaubte, über Jahrzehnte anhalten würden.

1965 bekam der Musikverein Obernau am Neckar erstmals die Gelegenheit, die neuen Musikfreunde in Obernau am Main zu besuchen. Die beiden Tage am Main waren wunderschön. Allein der damalige Festzug war für die Musiker aus Obernau am Neckar ein riesiges Erlebnis. Wie ein großer Sieger wurden der Musikverein vom Neckartal gefeiert. Haufenweise wurden die Musiker beim Festzug mit Blumen überschüttet.

1967 nahm der Musikverein Obernau unter Dirigent Willi Vohrer  am Wertungsspiel  in Kiebingen teil. Als Selbstwahlstück führte der Musikverein die Ouvertüre "Das Goldene Schloß" von Hans Grätsch, sowie als Pflichtstück "Interludium in Es" von Rolf Hempel auf. Die Mühe und die Arbeit wurde mit einem ersten Rang in der Mittelstufe belohnt. Mit Marschmusik zog der Musikverein am Abend in Obernau ein und feierte diesen Erfolg gebührend im Gasthaus zur „Schwane“.

1969 übernahm der heutige Ehrendirigent Karl Kienzle von Willi Vohrer den Dirigentenstab. 17 Jahre, bis 1986 sollte Karl Kienzle den Musikverein musikalisch leiten.
  

1972 wurde zu einem der Höhepunkte in der bis dahin 50 jährigen Vereinsgeschichte.

Obernaus Doppelfest, das Kreismusikfest mit Wertungsspiel sowie das 50 jährige Jubiläum, machte dem kleinen Neckarort alle Ehre. Noch heute erinnert man sich an die schönen Stunden, aber auch an den enormen Kraftakt den der Musikverein unter dem damaligen Vorstand Richard Kienzle mit Bravour bewältigte. Lieblinge des Publikums wurden die Gäste aus Obernau am Main, die zu diesem Fest mit zwei Omnibussen angereist waren.
Nachdem am Freitagabend die Pop-Gruppe Batmann die Jugend begeisterte, eröffnete der Musikverein Obernau mit "Festmusik" von Richard Wagner das Festbankett, an dem 1500 Festgäste und Ehrengäste teilnahmen. Nach zahlreichen Ehrungen und Auftritte der Patenkapelle Nellingsheim und der Stadtkapelle Rottenburg, waren die "Melomanen" vom Main nicht mehr zu halten. Die Bayern in Ihren Krachledernen verstanden es ausgezeichnet Stimmung zu machen, wobei ihr musikalisches Können voll überzeugte und begeisterte.

Am Sonntagmorgen fand das bisher einzigste Wertungsspiel in Obernau statt. Als Wertungsrichter fungierten Professor Thelen aus Lindenberg/Allgäu und Musikdirektor Müller-Deck aus Tuttlingen. Insgesamt beteiligten sich 14 Kapellen, darunter 5 Jugendkapellen am Kritikspiel. Als Probelokal wurden für die teilnehmenden Vereine das Schullokal, das Gasthaus zum „Hecht“ und das Gasthaus „Rose“ in Remmingsheim hergerichtet. Der Höhepunkt dieses Wertungsspieles war ohne Zweifel die Kunststufe, in der die Musikvereine Thanheim und Wolfschlugen mit "Tirol 1809" das Publikum begeisterten.

Insgesamt gesehen war dieses Jubiläumsfest eine beachtenswerte Gemeinschaftsleistung aller Obernauer. Gab es doch kaum ein Haus, das nicht an der Vorbereitung und Durchführung dieses Festes beteiligt war. Zusätzlich mussten noch für 90 Personen aus Obernau am Main Quartiere zur Verfügung gestellt werden.

1973 konnte sich der Musikverein, aufgrund des finanziellen Erfolges beim Jubiläumsfest neue Uniformen anschaffen. Trachtenjanker, Trachtenhütte, rote Westen wurden bei der Uniformenfabrik Negele in Auftrag gegeben. Diese Uniformen sollten beim Heimatfest des Gesangvereins zum erstenmal getragen werden. Das Schicksal meinte es jedoch anders. Da in der Zwischenzeit Ortsvorsteher Alfred Fischer gestorben war, wurde diese Uniform ihm zu Ehren auf seinem letzten Gang getragen. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass die Vorgängeruniform am 30. Mai 1963 bei der Amtseinsetzung von Alfred Fischer als Bürgermeister unserer Gemeinde zum erstenmal getragen wurde. Welche Fügung!

 

Aufnahme 1972 mit Uniform von 1963

 Mit der Teilnahme am Jubiläumsfest revanchierte sich der Musikverein Obernau am Neckar 1975 beim 20 jährigen Stiftungsfest des Musikverein Melomania Obernau. Weitere kameradschaftliche Treffen fanden 1978 bei der Sichelhenke in Obernau am Neckar, sowie 1979 bei der Einweihung des Vereinsheim in Obernau am Main statt.

1976 beteiligte sich der Musikverein, neben dem bereits zur Tradition gewordenem Sichelhenkefest und dem Gemeindefest, am zum ersten mal ausgetragenen Rottenburger Neckarfest.
Nachdem in den Fünfzigern und Sechzigern Jahren  lediglich Platzkonzerte in Obernau und Umgebung stattfanden, veranstaltete der Musikverein Obernau  in den Siebzigern erstmalig Konzertveranstaltungen. 1974 veranstaltete der Musikverein Obernau in Remmingsheim, vor 300 Zuhörern unter seinem Dirigenten Karl Kienzle, sein erstes Hallenkonzert. Inspiriert durch diesen Erfolg konzertierte der Verein 1975 im Schullokal, sowie 1977 und 1978 erneut in Remmingsheim. 
  

1979

Ein weiterer markanter Punkt in der Vereinsgeschichte war 1979. Die Vereinssatzung, die heute noch Gültigkeit besitzt, wurde unter dem damaligen Vorstand Anton Schweinbenz reformiert. Nachdem diese Satzung vom Finanzamt Tübingen und dem Amtsgericht Rottenburg genehmigt war, wurde noch zusätzlich die Eintragung ins Vereinsregister beschlossen. Aus dem Musikverein Obernau wurde der Musikverein Obernau e.V.

Im selben Jahr unterzog sich der Musikverein Obernau unter Karl Kienzle außer Konkurrenz einem Kritikspiel in Wurmlingen.
Weitere Platzkonzerte in Rottenburg im „Schänzle“ und in Bad Niedernau im Kurpark gaben dem Musikverein die Möglichkeit, sein Können unter Beweis zu stellen.
 

Emanzipation ist die Befreiung aus dem Zustand der rechtlichen, politischsozialen, geistigen oder psychischen Abhängigkeit. Mit Emanzipation der Frau ist die gesellschaftliche Gleichstellung der Frauen mit den Männern gemeint. So die Definition im Duden.

Mit dieser Gleichstellung wurde der Musikverein in den 70 er Jahren konfrontiert.
Es begann 1971 damit vier junge Frauen beim Musikverein aktiv mitwirkten. Eigens neue Uniformen mit topmodischen Schiffchen wurden gekauft. Weitere  junge Frauen schlossen sich in dieser Zeit dem Verein an. Unverständlicherweise verabschiedeten sich die meisten Mädchen nach und nach, sehr zum Ärger der männlichen aktiven Musikern, aus den Reihen des Vereines.

Dieses Kommen und Gehen verursachte verständlicherweise soviel Turbulenzen, dass ungewöhnliche Maßnahmen getroffen werden mussten.

Zitat: Ausschusssitzung vom 28.11.1975: "Der Musikverein bildet nur noch Jungen aus."

Im Zeichen der Emanzipation relativierte der Musikverein jedoch seinen Beschluss. Ausschusssitzung vom 10.01.1977: "Der Musikverein hat sich geeinigt, dass man wieder Mädchen ausbildet, sofern Sie den ehrlichen Wunsch haben, dem Musikverein auf längere Zeit treu zu bleiben. Sofern noch weitere Mädchen Interesse haben, so müssen die Eltern der Mädchen für eigene Instrumente sorgen."

Doch noch "immer" gab es Ärger mit den jungen "Dinger":
Ausschussbeschluss vom 19.9.1977: "Der Musikverein einigt sich darauf, dass eine Neuausbildung im Amtsblatt ausgeschrieben wird. Es sollen "hauptsächlich" Jungen angesprochen werden."

Doch mit der Zeit lernte auch der Musikverein emanzipiert zu werden. Der letzte Beschluss über dieses Thema datiert vom 4.10.1980: "Der Musikverein ist bereit wieder Jugendliche auszubilden. Ein neuer Lehrgang wird daher im Gemeindeblatt ausgeschrieben. Allerdings ohne der Einschränkung "nur Jungen".

Noch eine Kuriosität mit unseren Frauen:  An einem Freitagabend ging eine hochschwangere Musikerin in die Musikprobe, gebar noch in derselben Nacht eine kleine Tochter und dies alles, ohne dass auch nur ein Musiker diese Schwangerschaft bemerkte. Ob die jungen Burschen von damals das weibliche Geschlecht nicht achteten, oder ob die junge Musikerin Ihre Schwangerschaft so gut versteckte , kann nicht beurteilt werden.
 


 

1982

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Jahr 1980 konnte in Obernau am Main das 25-jährige Jubiläum der „Melomania“ gefeiert werden.

Gemeinsame Kirchenkonzerte der Obernauer Vereine wurden seit 1981 in der örtlichen
St. Peter- und Paul-Kirche veranstaltet.
Das 60-jährige Jubiläum im Jahre 1982 unter der Leitung des Vorstandes Anton Schweinbenz bewies wiederum, dass der Musikverein Obernau ein beliebter und guter Gastgeber war.
Mehr als 30 Vereine haben damals ihre Teilnahme zugesagt und den Erfolg des Jubiläums mitgeprägt. Am Kinderumzug wurden erstmals die neuen Uniformkittel getragen, die seither an der Fasnet ihre Verwendung finden.
  

1983 übernahm Hermann Ströbele die Vereinsführung von Anton Schweinbenz.

Der Lohn der harten Arbeit war ein hervorragendes Abschneiden beim Wertungsspiel 1983 in der Mittelstufe unter Dirigent Karl Kienzle in  Horb. Mit einer sehr jungen Mannschaft erreichte der Musikverein Obernau mit 116 Punkten einen ersten Rang.

Regelmäßige Konzertveranstaltungen konnten durch den Bau der Rommelstalhalle, die 1984 fertiggestellt wurde, durchgeführt werden.

Das traditionelle Sichelhenkefest das jährlich Ende August gefeiert wird, wurde von nun an in die neu errichtete Rommelstalhalle verlegt.
 

Das 30-jährige Bestehen des Musikvereins „Melomania“ aus Obernau am Main wurde von den Musikern vom Neckar im Jahr 1985 kräftig mitgefeiert.

Im Jahr 1986 übernahm Hans Fischer die musikalische Leitung des Musikvereins, da der langjährige Dirigent Karl Kienzle sein Amt aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste.

1988 übernahm Otto Reichert die Nachfolge von Hermann Ströbele als 1. Vorsitzender.

Ein Freundschaftstreffen in einer etwas anderen Form wurde im Mai 1989 begangen. Um mehr Zeit für einander zu haben, trafen sich die beiden Musikvereine aus Obernau am Main und Neckar nicht zu einem Jubiläumsfest sondern zu einem Doppelkonzert in der Rommelstalhalle. Gleichzeitig war dieses Treffen eine Art Initialzündung für umfangreiche Veränderungen die im November des selben Jahres folgten. Der Wechsel des Dirigenten, sowie ein halbes Jahr später des 1. Vorsitzenden waren die Folge.
 

So lange wie vor Ihm noch keiner, nämlich zwölf Jahre, führte Hans-Peter Kienzle von Juli 1990 bis  Januar 2002 als 1. Vorsitzender die Geschicke des Vereines.

Mit Dirigent Hartmut Fleck aus Entringen,  seit Januar 1990 im Amt, wuchs und wächst das musikalische Niveau. Viele Kinder und Jugendliche konnten als Jungmusiker in den Musikverein Obernau aufgenommen werden.

Am Anfang der 90iger-Jahre musste sehr viel Geld in den Kauf neuer Instrumente investiert werden. Erstmals wurde ein komplettes Schlagzeug angeschafft. In ein ganzes Saxophonregister musste ebenfalls viel Geld investiert werden. Hinzu kam noch die Anschaffung zweier Tuben, um nur die wichtigsten zu nennen.
 

1992

Mit dem 70-jährigen Jubiläum 1992 konnte erstmals eine junge, zum Teil unerfahrene Vorstandschaft ihr Können unter Beweis stellen. Doch durch die Mithilfe der ältesten und erfahrendsten Musiker, sowie ehemaliger MV-Funktionäre und letztlich durch die Unterstützung der gesamten Gemeinde konnte dieses Jubiläum, auch in finanzieller Hinsicht mit dem Vermerk „erfolgreich“ verbucht werden.

Im Juni 1994 beteiligten wir uns erstmals unter der Leitung von Hartmut Fleck an einem Wertungsspiel. In Bodelshausen traten wir in der Unterstufe an und erreichten die Note sehrgut-gut.

Die traditionelle Sichelhenke wurde 1996 wegen immer schwächer werdender Resonanz ins Dorfinnere verlegt und in „Dorffest des Musikverein Obernau“ umbenannt. Inspiriert vom 850 jährigen Jubiläum der Gemeinde Obernau im September 1995, versuchte der Musikverein durch entsprechende Dekoration und Attraktion an die Atmosphäre und den Flair des vorangegangenen Dorfjubiläums anzuknüpfen, was ohne Abstriche gelang und bis heute bei den Gästen großen Zuspruch findet.

Mit einem großen Zeltfest beim Obernauer Sportplatz wurde vom 23. – 26. Mai 1997 das 75-jährige Jubiläum gefeiert. Am Freitag wurden die Gäste aus Obernau am Main empfangen. Abends sorgte im Festzelt die California Music-Show für Stimmung. Am Samstag beging man eine Totenehrung am Ehrenmal. Die Bayerische Showband Topsis sorgte am Abend für sehr gute Unterhaltung. Leider waren die beiden Abendveranstaltungen sehr schlecht besucht.
Am Sonntag wurde im Festzelt ein Festgottesdienst gefeiert. Höhepunkt war dann Nachmittags der Festumzug mit 31 Musikgruppen. Am Montag fand das Fest nach Kinder- und Seniorennachmittag mit einem zünftigen Festausklang sein Ende. Seitens des Festprogramms und der Organisation war das 75. Jubiläum ein sehr erfolgreiches Fest.
In wirtschaftlicher Hinsicht war es jedoch angesichts der hohen Unkosten ein Nullsummenspiel. 
 

1997

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Jahr 1998 beteiligten wir uns zum letzten am Rottenburger Neckarfest, weil die Bedingungen für uns nicht mehr akzeptabel und lohnend waren. Als Ersatz wurde im November in der Rommelstalhalle ein “Böhmischer Abend“ mit den Burroländer Musikanten“ veranstaltet.
Dieser Abend war gleich ein großer Erfolg und ist bis heute Obernauer Jahreskalender nicht mehr weg zu denken.

In Göttelfingen nahmen wir im Juni 1999 an einem Wertungsspiel teil. In der Mittelstufe erreichten wir die hervorragende Note sehrgut-gut.
 


 

Im Januar 2002 wurde Karl-Heinz Hertkorn als Nachfolger von Hans-Peter Kienzle zum 1. Vorsitzenden gewählt.

Vom 07. – 09. Juni des selben Jahres feierten wir zusammen mit den Musikfreunden von Obernau am Main und vielen Vereinsmitgliedern unser 80-jähriges Jubiläum. Am Freitagabend gab es einen kurzweiligen offiziellen Teil, an dem wir nach Grußworten von Oberbürgermeister Klaus Tappeser, Ortsvorsteher Horst Schröder sowie dem Vorsitzender aus Obernau am Main, Gabriel Autz, die gesamte Zeitgeschichte unseres Musikvereins mit entsprechender Uniformierung und musikalischer Untermalung Revue passieren ließen.
Am Samstag unternahmen wir eine Wanderung in die Wendelsheimer Weinberge, wo ein zünftiges Vesper und eine vollmundige Weinprobe auf uns wartete. Einer der Höhepunkte war wohl sicherlich die 1. Obernauer Kneipennacht, die abends stattfand. Verschiedene private Wirtschaften öffneten zu diesem Zweck eigens ihre Türen. Die Gäste konnten mittels Stempelkarte die einzelnen Stationen anlaufen mit der sie am Tag darauf an einer Verlosung teilnahmen. Der Abend machte allen sehr viel Spaß und vertiefte die Beziehungen zwischen den beiden Musikvereinen. Am Sonntag folgte nach einer Kirchenparade ein gemeinsamer Gottesdienst in der örtlichen Pfarrkirche. Nach einer feierlichen Totengedenkfeier folgte der Frühschoppenkonzert der „Melomania“ n der Rommelstalhalle. Ehe man sich schweren Herzens verabschiedete, sorgte der Musikverein Stadtkapelle Horb noch für flotte Unterhaltungsmusik.

Eine großer Wusch ging im Jahr 2003 in Erfüllung. Da die letzte Uniform vor 30 Jahren angeschafft wurde, und einige Neubestellungen anstanden, entschloss sich der Vereinsauschuss und die aktiven Musikerinnen und Musiker nach ausgiebiger Beratung bei der Fa. Fischer in Schweighausen eine entsprechende Uniform zu bestellen. Mit großer Mehrheit entschloss man sich für die Anschaffung eines Hutes. Auch müssen die Musikerrinnen in Zukunft Röcke tragen. Eine Eigenbeteiligung in Höhe von 120 Euro wurde ebenfalls Gut geheißen, da das Projekt sonst nicht zu finanzieren gewesen wäre.

Bei einer Frühlingsfeier am 03. April 2004 wurde in der Rommelstalhalle die neue Uniform erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
 

2004

Die Jahre 2004 bis 2006 waren überschattet vom Kauf und Umbau des ehemaligen Bankgebäudes in ein Musikerheim. Hier eine Chronologie:

Chronologie

Der Wunsch nach eigenen vier Wänden war im Musikverein Obernau schon lange vorhanden. Hauptsächlich die Unterbringung von Festgegenständen, Instrumenten und Uniformen war immer sehr problematisch. Mit dem Bau der Rommelstalhalle wurde das Problem eines geeigneten Proberaumes gelöst. Anfang der 90.-Jahre konnte der ehemalige Lagerraum der Obernauer Volksbank angemietet werden, so dass wir unsere umfangreichen Festgegenstände komplett darin unterbringen konnten. Der Mietzins war erschwinglich, alle waren glücklich und zufrieden. Dann der Schock!
Per Zufall erfuhren wir im Februar 2004 von den Plänen der inzwischen fusionierten Volksbank Herrenberg-Rottenburg, das Obernauer Volksbankgebäude zu verkaufen. Da haben wir ein Problem? Nach genauerer Überlegung gab es aber nur eine sinnvolle und finanzierbare Lösung. Wenn wir das Gebäude erwerben,  muß es so umgebaut werden, dass es neben Lager- und Probenraum auch noch als Gaststätte genutzt werden kann. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 20.Dezember 2004 wurde dem Kauf des Volksbankgebäudes und der entsprechenden Umbaumaßnahme mit großer Mehrheit zugestimmt. Am 30. Dezember 2004 wurde der Kaufvertrag vom 1.Vorsitzenden Karl-Heinz Hertkorn im Notariat in Rottenburg unterschrieben. Am 22. März 2005 wurde der Bauantrag bei der Stadtverwaltung Rottenburg eingereicht. Am 17.Juni 2005 erhielten wir die Baugenehmigung. Am 04. Juli 2005 ging das Volksbankgebäude in den Besitz des Musikvereins Obernau über.
 

 

ehem. Volksbankgebäude Dezember 2004


 

Verlauf

Der Musikverein Obernau hatte das Glück, dass er sämtliche Arbeiten mit Handwerkern und Bauhelfern aus den eigenen Reihen bewältigen konnte.

Federführend war hier der 2.Vorsitzende Thomas Hebe, der im Musikverein nicht nur die Tuba bläst, sondern die gesamte Planung und Bauüberwachung durchgeführt hat. Er hatte wohl die meisten schlaflosen Nächte und die meisten Arbeitsstunden verrichtet. Mit Lothar Schweinbenz, Hornist und Maurermeister, hatten wir einen exzellenten Fachmann als Bauleiter.

Insgesamt haben sich ca. 30 Personen an den Umbaumaßnahmen beteiligt.

Baubeginn war am 06. August 2005. Zunächst galt es das bestehende Gebäude auszuräumen und zu entkernen. Eine der schwierigsten und aufwendigsten Aufgaben war das Abtragen des Lagerbodens. Danach wurde im Lagerbereich eine neue Bodenplatte betoniert, damit im gesamten Gebäude eine einheitliche Höhe entstand. Es folgten Maurer- und Zimmererarbeiten. Im Lager wurde eine Zwischendecke eingezogen. Die Wasser- und Elektroinstallateure legten ihre Leitungen, es wurde gefliest und verputzt, Decken isoliert und verschalt, der Holzboden gelegt, Wände und Fenster gestrichen.

Grundsätzlich wurde seit Baubeginn jeden Samstag gearbeitet. (ca. 35 Samstage) Als die Zeit knapp wurde, mussten auch noch unter der Woche verschiedene Arbeiten ausgeführt werden. Ziel war die Fertigstellung bis Mitte Mai 2006, und das wurde erreicht.

Zu erwähnen ist noch, dass die Bauarbeiter (meist zwischen 5 und 10 Personen) jeden Samstag immer liebevoll mit einem vorzüglichen Mittagessen versorgt wurden, welches von verschiedenen Musikvereinsangehörigen zubereitet wurde.

Das liebe Geld

Finanziell gesehen ist unser Musikerheim kein Risiko, sondern eine große Herausforderung. Die Mittel für die Umbaumaßnahmen waren sehr knapp kalkuliert, welche von unserem Kassier sehr streng überwacht wurden. In vielen Fällen musste sehr stark improvisiert und organisiert werden.

Hierzu ein Beispiel: Ursprünglich war geplant die Eingangtüre des Volksbankgebäudes zu übernehmen. Es stellte sich aber heraus, dass diese dazu nicht geeignet ist. Nun war aber eine neue Eingangstüre im Finanzplan nicht einkalkuliert. Was tun? Von der Fa. Fensterbau Letzgus in Dettingen erhielten wir einen Türrahmen geschenkt. Die Schreinerei Ralf Beilharz aus Nellingsheim stiftete die Glasscheibe, die Schreinerei Siegfried Beilharz ebenfalls aus Nellingsheim spendierte dass Holz für die Eingangstür, welche von der Schreinerei Hans Sattler aus Nagold gefertigt und eingebaut wurde.
Ergebnis: Lieferzeit 10 Wochen, Kosten 0 Euro. Das ist ein Beispiel für gute Zusammenarbeit über Kreis- und Konfessionsgrenzen hinweg.
 

Allegro

Interessant und von der Bevölkerung stark angenommen war auch der ausgeschriebene Ideenwettbewerb über die Namensgebung unseres Vereinsheimes. Über 35 teils sehr fantasievolle Vorschläge wurden eingereicht.

In einem demokratischen Verfahren einigte sich die Vorstandschaft des Musikvereins auf den Namen: Musikerheim “Allegro“

Bei genauerer Überlegung ein sehr passender Name. Hier eine kleine philosophische Betrachtung:

Der Name Heim bedeutet Heimat, Geborgenheit, also sich heimisch, sich zu Hause fühlen. Die Musikerinnen und Musiker und auch die Gäste sollen sich  in diesem Haus wohl und heimisch fühlen.

Schwieriger wird es  beim Wort „Allegro“. Es ist ein musikalischer Ausdruck, so gesehen passend für ein Musikerheim, und steht als Tempobezeichnung für rasch und schnell. Im italienischen Sprachgebrauch bedeutet das Wort „Allegro“ aber auch lustig und heiter.
Folgendes Wortspiel lässt sich davon nun für Obernau ableiten:

An einem Freitagabend sagt ein Obernauer Musiker zu seiner Frau:

„Liebling ich geh mal rasch ins Allegro zur Musikprobe, die wird bestimmt heiter“. Worauf ihm seine Frau antwortet: „Mach das mein Schatz, aber sieh zu dass du schnell wieder nach Hause kommst, sonst finde ich das nicht so lustig“.

Lob und Dank

Ja es hat Spaß gemacht. Die Bauarbeiten im Musikerheim. Die Diskussionen über das Für und Wieder, auch das Entscheidungen treffen. In den Monaten des Umbaus hat wohl jeder von jedem etwas gelernt. Auch wenn es manchmal schwierige Zeiten und schlaflose Nächte gab. Entscheidend ist was am Ende dabei heraus kommt, und darauf können wir wahrlich stolz sein. Der Musikverein Obernau und die Ortschaft Obernau ist um eine Attraktion reicher geworden.
Das alles wäre aber nicht möglich gewesen ohne die Mitarbeit und Mithilfe vieler. Von Anfang an war das Interesse der Obernauer Bevölkerung am Baufortschritt recht groß. So erhielten wir immer wieder von einzelnen Bürgern Spenden in Form von Naturalien oder auch finanzieller Art.

Deshalb herzlichen Dank an die ganzen Spender, Sponsoren und Firmen, ohne deren Hilfe wir dieses Projekt nicht so leicht verwirklichen hätten können.

Ein Dankeschön gilt auch den Nachbarn, für die Geduld und das Verständnis während der Umbauarbeiten.

Vielen Dank sagen möchten wir auch der Stadtverwaltung Rottenburg mit ihren Fachämtern für die ausgezeichnete Zusammenarbeit und den großzügigen finanziellen Zuschuss.

Ein herzliches Dankeschön gilt auch der Ortverwaltung Obernau voran Ortsvorsteher Horst Schröder, für das tadellose und unkomplizierte Miteinander.

Eine Person gehört aber besonders herausgestellt, ohne die Leistungen der anderen zu schmälern. Es ist unser 2. Vorstand Thomas Hebe. Er war der Motor dieser Baumassnahme. Seine Planung war perfekt. Er hat wohl in dieses Bauvorhaben die meiste Energie und Zeit gesteckt, wobei das Familienleben oft zu kurz kam. Dafür herzlichen Dank.

Schlußbetrachtung

Liebe Homapage-Besucher, der Musikverein Obernau besitzt jetzt ein neues, ein eigenes Heim. Wir werden darin Üben und Proben. Wir werden darin unseren musikalischen Nachwuchs ausbilden und fördern. Wir möchten in diesem Haus aber auch gute Gastgeber sein, getreu dem FIFA-WM-Motto:
„Zu Gast bei Freunden“. Dazu möchten wir Sie und Euch alle recht herzlich einladen.

 

Vom 26. bis 28. Mai 2006 luden wir unsere Freunde aus Obernau am Main zu einem erneuten Freundschaftstreffen zu uns an den Neckar ein. Es war für uns eine besondere Ehre sie als erste Gäste in unserem neuen Musikerheim “Allegro“ zu begrüßen. Wiedereinmal erlebten wir drei herrliche Tage.


Am 30. Juni wurde das Musikerheim in einer kleinen Feierstunde offiziell eingeweiht.Pfarrer Josef Deppler gab dem Haus den kirchlichen Segen, Oberbürgermeister Klaus Tappeser lobte das bürgerschaftliche Engagement des Vereins, und die Ortsvorsteher Horst Schröder, Obernau und Albert Bodenmiller, Bad Niedernau freuten sich über den gelungenen Umbau und die neu vorhandene Gastronomie.

Für die Helferinnen und Helfer wurden eigens am Samstag den 01. Juli ein Grillfest organisiert.

Einen "Tag der offenen Tür" gab es dann am Sonntag, den 02. Juli welcher von der Obernauer Bevölkerung und vielen auswärtigen Gästen sehr gut besucht wurde.
 

Musikerheim nach der Fertigstellung
 


 

Eine Neuheit im Obernauer Veranstaltungskalender war das erstmals ausgetragene Oktoberfest im Allegro vom  02.– 03.10.2006. Das Fest hat alle Erwartungen übertroffen. Im stimmungsvoll geschmückten Musikerheim drängten sich die Gäste die häufig stilecht mit Dirndl und Lederhose bekleidet waren. Auf der Bühne hatten fantasievolle einheimische Kapellen Platz genommen und den Gästen kräftig eingeheizt. Die hervorragend gezapften Massen und die knusprigen Schweinshaxen schmeckten vorzüglich. Die beiden Schnapsmaries animierten bestens und jonglierten ihr Hochprozentiges gekonnt durch die engen Tischreihen. Oans , zwoa, gsuffa schrie es aus allen Ecken.
Am zweiten Tag fiel der geplante Festumzug leider ins Wasser. Die Böllerschützen aus Nehren sowie die Goasl-Schnalzer aus Empfingen nutzten eine kurze Regenunterbrechung für ihre rustikalen Darbietungen. Rundum waren alle zufrieden und Obernau um eine Attraktion reicher.
 


 

Autoren: 

1922-1980      Joachim Schweinbenz
 

1980-2007      Karl-Heinz Hertkorn
 

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2012